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In der Emmaus-Gemeinde ging der Staffelstab an Pfarrer Marc Platten

Mittwoch, den 16. August 2023

Einstimmig hatte das Gesamtpresbyterium der Emmaus-Kirchengemeinde Wiedenest-Derschlag Marc Platten zum Gemeindepfarrer gewählt – am Sonntag fand in der evangelischen Kreuzkirche in Wiedenest in freudvoller Atmosphäre die Einführung statt.

Über Vertrauen und „Gott etwas zutrauen“ hat Pfarrer Marc Platten in seinem Einführungsgottesdienst zu Jeremia 29, 11-14 gepredigt. Der Glaube werde zunehmend hinterfragt, deshalb stelle sich die Frage „Trauen wir Gott etwas zu?“ Religion werde immer mehr zu einer Privatsache und so musste er selbst sich schon die Frage anhören, ob er sicher sei, in der heutigen Zeit noch Pfarrer werden zu wollen. „Trauen wir Gott zu, dass er da ist und handelt durch uns Menschen – in uns und in unserm eigenen Leben ist, wo wir Hoffnung und Mut brauchen?

Wichtig sei auch, Gott zuzutrauen, dass er seine Gemeinde auch in schwierigem Fahrwasser erhält. So wie die Emmaus-Jünger als die Namensgeber der Kirchengemeinde, die mit ihrem Glauben gerungen haben und auf der Suche waren. „Sie sind beschenkt worden von einem Glauben, der sich finden lässt.“

In jedem Anfang wohne ein Zauber inne, zitierte Superintendent Michael Braun das Gedicht von Hermann Hesse, das vielen sehr vertraut klingt. Nach Jahren im Schuldienst wage Marc Platten einen neuen Anfang, in einer Gemeinde, die er schon kenne, denn er stammt aus dem angrenzenden Bergneustadt. Nun gelte es, Schätze, Gaben, Besonderheiten und Fähigkeiten gegenseitig zu entdecken.

Mit Feingefühl sollten sich beide Seiten aufs Neue einlassen. Dass Marc Platten gerne auch mal Neues ausprobiere, habe Braun bei ihrem ersten Treffen festgestellt, als Marc Platten ihm eine hervorragende Pizza vom Grill kredenzte. Deshalb gab’s eine Kochmütze für den neuen „Gemeinde-Chefkoch“, ein Nudelholz, um den „Gemeindeteig“ gut auszurollen und ein oberbergisches Kochbuch, denn wie beim Kochen gelinge auch der Gemeindedienst nur mit den richtigen Zutaten. Michael Braun: „Alles hat bei Gott seine Zeit und im Vertrauen auf ihn entsteht Wunderbares.“

Beim anschließenden Empfang war Pfarrer Marc Platten sichtlich begeistert von dem positiven Zuspruch, den er als neuer Gemeindepfarrer erhielt. Damit er auf dem Weg zwischen den beiden Gemeindeorten Wiedenest und Derschlag – günstiger Weise wohnt er genau in der Mitte – gut vorankomme, erhielt er vom Gesamtpresbyterium ein „Care-Paket“ mit Notkaffee und analogem Navi: einer Straßenkarte.

Pfarrer Andreas Spierling aus der Kirchengemeinde Bergneustadt betonte nicht nur, dass er „platt“ war, als er die gute Botschaft vom neuen Pfarrer in der Nachbargemeinde hörte, er hatte auch „unplattbare Reifenmäntel“ und Flickzeug für ihn. Vikariatskollege Florian Specht übergab eine Schürze mit der Aufschrift „Pfarrer mit Herz“.

Auch die Ökumene spielt eine wichtige Rolle: Kreisdechant Christoph Bersch schloss sich den vielen Glückwünschen an – als er ins Oberbergische kam, war er zunächst Pfarrer in Bergneustadt und Pernze.

Die Kirchengemeinde, die erst zum Beginn des Jahres zur Gesamtkirchengemeinde wurde, ist froh, so schnell einen neuen Pfarrer gefunden zu haben. Vorgänger Pfarrer Michael Kalisch war auch unter den Gästen. Er ist im April in eine Pfarrstelle in seiner alten Heimat dem Niederrhein gewechselt. Die Kirchengemeinde lädt herzlich zu allen Gottesdiensten, Gruppen und Veranstaltungen ein.

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Text: Vera Marzinski | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/Vera Marzinski

Thorsten Latzel: "Seelsorge ist die Muttersprache unserer Kirche"

Donnerstag, den 23. März 2023

Bei seinem ersten Besuch im Oberbergischen war der rheinische Präses Dr. Thorsten Latzel in Derschlag, Marienberghausen und Drabenderhöhe unterwegs

Besuche sind Präses Thorsten Latzel wichtig, Kontakt mit echten Menschen, besonders auch mit fremden Menschen. "Ich wünsche mir, dass wir mehr aufsuchende Gemeindearbeit machen, gerade nach Corona", sagte er beim Pfarrkonvent in Drabenderhöhe. Hier traf er Pfarrerinnen und Pfarrer, Prädikantinnen und Prädikanten, Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten aus allen 23 Kirchengemeinden.

Themen des ganztägigen Besuchs waren Gemeindeentwicklung, Sonderseelsorge, Ökologie, geistliches Arbeiten und beim Pfarrkonvent die Fragen: Warum bin ich evangelisch? Wie reden wir heute von Gott in dieser Zeit? Den Glauben nannte Thorsten Latzel ein Geschenk: "In Momenten tiefster Gottverlassenheit glauben wir, dass Gott da ist, wir wissen, dass er uns hält."

"Machen Sie nicht alle Gottesdienste um 10 Uhr"

Beim dreistündigen Pfarrkonvent am Nachmittag in Drabenderhöhe hielt Thorsten Latzel die Andacht. Den Glauben verglich der Präses  – Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland – mit dem Sport: "Beides geht nicht vom Sofa aus. Und man kann sich nicht auf vergangene Erfolgen ausruhen." Ganz konkret riet er den Pfarrerinnen und Pfarrern: "Machen Sie nicht alle Gottesdienste um 10 Uhr, laden Sie den ganzen Tag Menschen in Ihre Kirche ein, lassen Sie das Licht in der Kirche nicht ausgehen, treffen Sie echte Menschen, die Sie noch nicht kennen, laden Sie gerade die Menschen ein, mit denen Sie vielleicht nicht so gerne an einem Tisch sitzen, setzen Sie Schwerpunkte in der Gemeindearbeit, geben Sie gerade jungen Leuten Raum, die etwas in der Gemeinde machen wollen."

Erste Station war am Vormittag die neu gebildete Emmaus-Kirchengemeinde Wiedenest-Derschlag. Das Thema in der Derschlager Kirche lautete: Neue Strukturen – wie nimmt man die Menschen mit? Thorsten Latzel ermutigte das Presbyterium: "Gehen Sie bei allen Veränderungen mutig individuelle Wege, die vor Ort zur Gemeinde passen. Aufgabe der Landeskirche ist es dann, eine Ermöglichungskultur zu schaffen."

In Marienberghausen traf sich der Präses mit Vertreterinnen und Vertretern der Ökumenischen Notfallseelsorge Oberberg, der Krankenhausseelsorge und Krankenhaushilfe (Grünen Damen und Herren) und der TelefonSeelsorge Oberberg. Thema in Marienberghausen war auch die Ökologie. Alle Gebäude in der rheinischen Kirche sollen bis 2035 treibhausgasneutral sein. Der Präses zeigte sich bei einem Vortrag der Umwelt-AG "Grüner Hahn" beeindruckt vom ökologisch vorbildlichen Umbau des Gemeindehauses. Der Präses kletterte dort auch eine Leiter hoch auf das Pultdach. Auf dem Dach hat die Kirchengemeinde drei Bienenstöcke stehen; die  Begrünung hält die Temperatur des Flachbaus auch im Sommer kühl. Thorsten Latzel lobte das Umwelt-Engagement der Kirchengemeinde, die bereits 2019 mit dem Umwelt-Siegel "Grüner Hahn" zertifiziert wurde: "Gut, dass wir Gemeinden haben wie Sie, die erzählen können, wie es gehen kann."

Dr. Thorsten Latzel ist seit März 2021 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er besucht reihum die 37 Kirchenkreise der rheinischen Landeskirche. Im Kirchenkreis An der Agger war er 2021 digital bei der corona-bedingten Online-Sommersynode zu Gast.